25. November 2021
Zum diesjährigen „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ legen wir unseren Fokus auf lesbische Frauen und Mädchen. Neben geschlechtsspezifischen Ungleichbehandlungen sind sie aufgrund ihrer gleichgeschlechtlichen sexuellen Orientierung weiteren Diskriminierungsformen ausgesetzt.
Frauen und Mädchen sind weltweit zu einem hohen Prozentsatz von psychischer, physischer und sexualisierter Gewalt betroffen. Sie erleiden Vergewaltigung, Zwangsheirat, Prostitution, „Ehren“-Mord, Femizid und Genitalverstümmelung. Sie erfahren religiöse Zwänge und werden in ihren reproduktiven Rechten durch Abtreibungsverbote oder –einschränkungen beschnitten. Die mangelnde Gleichberechtigung führt auch hierzulande zu geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen, Einkommenseinbußen und Karrierebarrieren.
Lesbische Frauen und Mädchen erleben ebenfalls diese Formen der Gewalt und Diskriminierung, zusätzlich jedoch Gewaltformen wie „corrective rape“ („korrigierende Vergewaltigung“). Bei dieser aus Südafrika bekannt gewordenen „Variante“ werden lesbische Frauen und Mädchen vergewaltigt, vorgeblich, um ihre sexuelle Orientierung zu ändern. Diese Hassverbrechen gegen Lesben führen häufig zu deren Tod.
In Entwicklungsländern werden lesbische Frauen und Mädchen in heterosexuelle Ehen gezwungen, wo sie Vergewaltigungen und ungewollte Mutterschaft erdulden müssen. Prostitution ist für lesbische Frauen dort mitunter die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Die häufig überlebensnotwendige (familiäre) Gemeinschaft verstößt Frauen, die sich als lesbisch zu erkennen geben. An lesbischen Vorbildern fehlt es oft, da selbst Organisationen, die lesbische Frauen unterstützen, verboten oder verfolgt werden. Weltweit gibt es in vielen Ländern Gefängnis- bis hin zu Todesstrafe für weibliche Homosexualität.
Im Ergebnis ist lesbisches Leben in weiten Teilen der Welt unsichtbar. Und nicht nur das: Unterdrückte eigene Wünsche und Gefühle führen bei Frauen und Mädchen nicht selten zu Selbsthass bis zum Suizid.
In Deutschland können lesbische Frauen vergleichsweise sicher und rechtlich geschützt leben dank des vor ca. 50 Jahren begonnenen Kampfes von Lesben.
Wenngleich die Akzeptanz gegenüber Lesben gestiegen ist, werden sie weiterhin beurteilt, verurteilt und ausgegrenzt. Weil sie andere Frauen begehren und mit ihnen sexuelle Beziehungen führen, werden sie unabhängiger von Männern und patriarchalen Strukturen wahrgenommen. Sie werden als „Kampflesben“ verunglimpft oder als eine, die „noch nicht den Richtigen gefunden hat“. Noch immer wird weibliche Sexualität weniger ernst genommen, gleichgeschlechtliches Begehren erst recht nicht!
Eine schwerwiegende rechtliche Ungleichheit für lesbische verheiratete Paare zeigt sich bis heute bei der Geburt eines leiblichen Kindes von einer der Frauen. Anders als bei heterosexuellen Ehepaaren wird der andere Elternteil nicht automatisch und damit rechtlich anerkannt in die Geburtsurkunde eingetragen, sondern muss sich einem langwierigen Stiefkindadoptionsverfahren aussetzen. In dieser Zeit ist das Kind weder unterhalts- noch erbberechtigt gegenüber der zweiten Mutter und damit schlechter gestellt als Kinder, die in eine heterosexuelle Ehe hineingeboren werden, selbst wenn der Ehemann nicht der leibliche Vater des Kindes sein sollte.
Aktuell erleben wir eine zunehmende Lesbenfeindlichkeit durch heterosexuelle Männer, die sich als (lesbische) Frau identifizieren und gleichzeitig auf Zugang zu Lesbenräumen und Lesbenkörpern bestehen.
Gesellschaftlich überbetonte Geschlechtsrollenstereotype, eine Erziehung „zum Mädchen“ und Ausgrenzungsmechanismen führen gerade bei lesbisch orientierten Mädchen zu Angststörungen, Depressionen und Essstörungen.
Anstatt ihnen professionell zu helfen, ihnen ein positives Selbstbild zu vermitteln und sie zu ermutigen, aus traditionell zugeschriebenen Rollen auszubrechen, wird ihnen als „Ausweg“ ein Dasein als „Transmann“ von u.a. Trans-Lobbyverbänden, der Pharmaindustrie und dem Mainstream folgenden PsychotherapeutInnen und ÄrztInnen geebnet.
Anstatt Lesbenräume zu verteidigen und für die Freiheit aller einzustehen, arbeitet die aktuelle Politik an frauen- und lesbenfeindlichen Gesetzen, beispielsweise dem sog. Selbstbestimmungsgesetz (Self-ID). Durch beliebige Geschlechtszuschreibungen von Männern sind Quotenplätze für Frauen in der Arbeitswelt und Politik, aber auch der Frauensport in Gefahr. Die Unterbringung von Männern („Transfrauen“) in Frauengefängnissen setzt inhaftierte Frauen männlicher sexualisierter Gewalt aus.
Das LAZ kämpfte bereits in den 70er Jahren gegen Männerherrschaft, Gewalt gegen Frauen/Lesben, für reproduktive Rechte und Räume, die Feministinnen in den vergangenen 50 Jahren geschaffen haben, wie: Frauenzentren, -kneipen, -bars, -buchläden, -buchvertriebe, -presse, -häuser und –notrufe sowie Beratungsstellen für Frauen.
Angesichts der zunehmend gegen Lesben gerichteten männlichen Gewalt sind diese Errungenschaften wieder in Gefahr, wenn wir uns nicht entschlossen gegen diese Entwicklung zur Wehr setzen.
Dies sind Zielsetzung und Arbeit der Lesben vom Lesbischen Aktionszentrum LAZ reloaded!
Autorin: LAZ reloaded ©